Obstruktive Schlafapnoe (OSA) bei Kindern

 

Auch im Kindesalter gibt es die obstruktive Schlafapnoe. Wie bei Erwachsenen kommt es zu kurzzeitigen Verschlüssen (Obstruktionen) der oberen Atemwege im Schlaf. Der Luftfluss durch Mund und Nase wird dadurch gestoppt. Brust- und Bauchatmungsanstrengungen werden allerdings fortgesetzt (Abb. 1). Durch den Verschluss der oberen Atemwege kann aber kein Sauerstoff in die Lunge gelangen und es kommt zu Sauerstoffabfällen im Blut (Abb. 2). Schnarchen, erhöhte Atmungsanstrengungen und Apnoen im Schlaf sind die häufigsten Symptome.

 

                                        

                         

Abb. 1: Durch plötzliches Kollabieren der oberen Atemwege wird der Luftfluss in die Lunge unterbrochen. Da der vom Gehirn ausgehende Atemantrieb fortbesteht, werden Brust- und Bauchatmungsbewegungen fortgesetzt. Aber durch die Atempausen wird der Sauerstoffzufluss in die Lunge gestoppt. Sauerstoffabfälle im Blut sind die Folge.

 

 

Bis zu 5% der Kinder sind betroffen. Obstruktive Schlafapnoen bei Kindern sind anders zu beurteilen als bei Erwachsenen. Die Ursachen unterscheiden sich von denen bei Erwachsenen. Es gelten andere Normwerte und auch andere therapeutische Möglichkeiten.

 

Die Symptomatik ist altersabhängig:

 

Säuglinge

 

  • Symptome im Schlaf:
    • Geräuschvolle Atmung (44%)
    • Schnarchen (26%), angestrengte Atmung und Apnoen
    • Stille Obstruktionen
    • Exzessives Schwitzen
    • Motorische Unruhe
  • Tagessymptome: Saug-Schluck-Koordinationsstörung

 

Kleinkinder

 

  • Symptome im Schlaf:
    • Motorische Unruhe (80%) und abnorme Schlafposition (überstreckter Kopf, Knie-Ellenbogen-Lage)
    • Schnarchen und angestrengte Atmung, Apnoen
    • Exzessives Schwitzen
    • Albträume
    • wieder auftretendes nächtliches Einnässen  
  • Tagessymptome:
    • Tagesschläfrigkeit (40–80%)
    • Mundatmung
    • kloßige Sprache
    • Hyperaktivität

 

Schulkinder

 

  • Symptome im Schlaf:
    • Schnarchen und angestrengte Atmung, Apnoen
  • Tagessymptome:
    • morgendliche Kopfschmerzen
    • Mundatmung
    • Tagesschläfrigkeit
    • Konzentrationsstörungen
    • Lern- und Schulschwierigkeiten
    • Verhaltensauffälligkeiten: Aggressives oder hyperaktives Verhalten, sozialer Rückzug

 

 

Generell ist ein Auftreten der OSA bei Kindern in jedem Alter möglich. Im Kleinkindesalter kommt die OSA jedoch gehäuft vor infolge einer Vergrößerung der Rachen- und Gaumenmandeln. Jungen wie Mädchen sind davon betroffen.

 

                   

 

Abb. 2: 30sekündiger Verschluss der oberen Atemwege (Zeile 1) bei fortgesetzten frustranen Brust- und Bauchatmungsbewegungen (Zeile 2 u. 3) einhergehend mit deutlichen Abfällen der Sauerstoffsättigung (Zeile 4) und unregelmäßigem Puls (Zeile 5).

 

Begünstigende Faktoren sind:

 

  • Vergrößerung der Rachen- und Gaumenmandeln
  • Übergewicht
  • Schmales Mittelgesicht und kleines zurückliegendes Kinn
  • Down-Syndrom
  • Prader-Willi-Syndrom
  • neuromuskuläre Erkrankungen

Folgen der obstruktiven Schlafapnoe sind neben den Sauerstoffmangelzuständen Verformungen des Gesichtsschädels, da die Obstruktion der oberen Atemwege und die damit einhergehende Mundatmung eine Fehlentwicklung des Gesichtsschädels begünstigt. Es entwickelt sich ein sog. gotischer Gaumen mit Schmalkiefer und Störungen des Kieferentwicklung mit offenem Biss und Überstehen der oberen Frontzähne. Damit einhergehend sind auch Sprachentwicklungsstörungen zu erwarten. Da die Zunge sich bei bevorzugter Mundatmung in Mittellage und nicht am oberen Gaumen befindet, entwickelt sich als erste Sprachentwicklungsstörung das Lispeln. Hinzu kommen kognitive Störungen, Verhaltensstörungen mit Hyperaktivität und aggressivem Verhalten sowie Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen und Schulleistungsstörungen.

 

Therapie der Wahl ist bei den meisten Kindern die Adenotonsillotomie, also die Entfernung der Rachenmandeln und Verkleinerung der Gaumenmandeln. Bei manchen Kindern sind auch frühzeitige kieferorthopädische Maßnahmen erforderlich. Zur Kräftigung der Gesichtsmuskulatur und insbesondere bei Vorliegen von Sprachentwicklungsstörungen sollte eine logopädische Behandlung ergänzt werden. Die Diagnosestellung und Therapieplanung sollten durch schlafmedizinisch kompetente Kinderärztinnen und Kinderärzte erfolgen.

 

Dr. Alfred Wiater

Kinder- und Jugendarzt/Schlafmedizin

www.telepraxis-kinderschlaf.de